Weniger ist mehr – die etwas andere Entscheidung eines Unternehmens

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Ein kleines aber sehr erfolgreiches Softwareunternehmen widerspricht üblichen Managementprinzipien und verzichtet auf Expansion und Vergrößerung des Teams. Stattdessen konzentriert es sich zukünftig nur noch auf ein einziges Produkt und begründet dies u.a. mit der Beibehaltung des Teamspirits. Ein Vorbild für andere Unternehmen oder eine fragwürdige Entscheidung?

Vor einigen Tagen erhielt ich eine Mail von Jason Fried, CEO und Gründer der Firma 37Signals. Das kleine Unternehmen aus Chicago entwickelt Web-Applications, also Software die komplett im Browser (heute würde man auch sagen „in der Cloud“) läuft. Ich nutze selber (mit zunehmender Begeisterung) einige Programme von 37signals, da sie einem klaren Prinzip folgen: Sie sind einfach in der Anwendung, zuverlässig und fokussieren sich auf die relevanten Funktionen die von den meisten Nutzern gebraucht werden.

In der besagten Mail schrieb Jason Fried, daß die Firma nur noch eine „Ein-Produkt-Firma“ sein will. Das Unternehmen wird sich zukünftig ganz auf die Projektmanagementsoftware „Basecamp“ konzentrieren und alle Kapazitäten nutzen um diese Software zu verbessern. Dazu wird man alle anderen Projekte abgeben und auch den Firmennamen in „Basecamp“ ändern, also den Namen des zukünftig einzigen Produktes.

Nun muß man wissen daß 37Signals in den 15 Jahren seines Bestehens neben „Basecamp“ eine ganze Reihe sehr erfolgreicher Produkte entwickelt hat, darunter eine CRM-Software namens „Highrise“ und das Collaborations-Tool „Campfire“, eine Software zur virtuellen Zusammenarbeit von Teams. Mittlerweile hat das Unternehmen mehr als 15 Mio. Softwarenutzer, aber weiterhin nur 43 Mitarbeiter.

Eine übliche Managemententscheidung wäre sicher eine klare Wachstumsstrategie, um das vorhandene Potenzial der Produkte zu entwickeln. Nicht für die Unternehmensführung von 37Signals.

Jason Fried nennt 2 Gründe für die Entscheidung zur Konzentration auf ein Produkt die ich durchaus bemerkenswert finde:

  • „Nachdem das Unternehmen so viele unterschiedliche Produkte entwickelt hat, hat dies den Fokus geschwächt. Niemand macht die beste Arbeit wenn er zu viele unterschiedliche Dinge zu tun hat. Wir liefern die beste Arbeit ab, wenn wir uns auf eine Sache konzentrieren“
  • „Wir haben mit 43 Mitarbeitern eine besondere Kultur in unserem Unternehmen. Diese Kultur hat zu den guten Ergebnissen der letzten Jahre geführt und ist einer der Gründe, warum so viele Menschen dauerhaft bei 37signals bleiben. Das möchten wir erhalten.“

Wie leistungssteigernd die Wirkung einer klaren Zielorientierung auf Teams wirkt hatte ich schon in einem Beitragim vergangenen Jahr beschrieben. Jeder der schon einmal Teamsport erlebt hat kennt die Energie die entsteht, wenn man sich auf ein gemeinsames Ziel einschwört. Insofern kann dieses Vorgehen für (kleine) Teams durchaus eine Erfolgsstrategie sein.

Natürlich ist diese Entscheidung keine Empfehlung für jedes Unternehmen. Es gibt genug Beispiele für Organisationen, die durch eine Wachstumsstrategie und geschickte Diversifizierungeine großartige Entwicklung vorzeigen können. Allerdings gibt es auf der anderen Seite auch eine ganze Reihe von Unternehmenslenkern, die sich hier verzettelt haben.

Fest steht auch: Die Fokussierung auf die Kernkompetenzen ist ein unbestrittenes Erfolgsprinzip, nicht nur für Teams sondern für jeden Menschen.Fest steht auch: Die Fokussierung auf die Kernkompetenzen ist ein unbestrittenes Erfolgsprinzip, nicht nur für Teams sondern für jeden Menschen.

„Was müssen wir aufhören zu tun, um Zeit für die Dinge zu haben die wir tun sollten“ ist eine Frage, die wir uns öfter stellen sollten. Vielleicht wird sie zukünftig häufiger zu hören sein.

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