Google wird Alphabet: Was die Veränderung für deutsche Unternehmen bedeutet

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Google kündigt eine umfassende Restrukturierung unter dem neuen Markennamen "Alphabet" an. Was auf den ersten Blick wie eine reine Reorganisation klingt, könnte ein Zukunftsmodell für Organisationen sein, die in der digitalen Welt erfolgreich sein wollen.

Wer bis heute noch nicht gemerkt hat, dass Google mittlerweile viel mehr ist als eine reine Suchmaschine, der wird in den letzen Tagen durch die unzähligen Presseberichte dazugelernt haben. Die Fakten: Google wird zukünftig seine Aktivitäten in einzelne Geschäftsbereiche ausgliedern, aktuell sind 7 Einheiten erkennbar.

Bemerkenswert ist meiner Ansicht nach nicht die Tatsache der Reorgansation an sich, sondern der Zeitpunkt und die Begründung, die Google-CEO Larry Page im Google-Blogveröffentlichte:

„We’ve long believed that over time companies tend to get comfortable doing the same thing, just making incremental changes. But in the technology industry, where revolutionary ideas drive the next big growth areas, you need to be a bit uncomfortable to stay relevant“

Google ist mit seinen zuletzt 52.000 Mitarbeitern weltweit (Stand 2014) kein Start-Up-Unternehmen mehr, sondern ein gigantischer Konzern, der mit zunehmenden Strukturen auch die Flexibilität verliert, die für die schnelle Technologiebranche notwendig ist. Larry Page muss dies besonders aufgefallen sein, ist er doch als Gründer seit der ersten Stunde mit dabei und hat wie Mitgründer Sergej Brin seit Anbeginn ein besonderes Augenmerk auf die Unternehmenskultur.

Google wird nun auch offiziell zur Innovations-Company

Meiner Ansicht nach zeigt Google mit dieser Änderung der Organisationsstruktur deutlich, wie das zukünftige Unternehmensziel lautet:

Disruptive Innovationenentwickeln, die Märkte und den Alltag der Menschen verändern

Wer bisher gedacht hat, Projekte wie das Google-Auto oder die Datenbrille Google Glass seien Spielereien der finanzstarken Gründer neben dem eigentlichen Geschäft der Internetsuche, wird seine Meinung möglicherweise bald ändern. Das Suchgeschäft wird auf absehbare Zeit der wichtigste Umsatzbringer bleiben, doch Geschäftsbereiche wie das innovationsorientierte Google X werden nun zu nahezu gleichwertigen Geschäftseinheiten. Das Google-Prinzip war bisher schon: High-Potentials anziehen und Ihnen die Möglichkeit geben eigene Projekte zu entwickeln. Nun gibt es den Bonus, dass diese Projekte auch in einer eigenen Firma unter dem Alphabet-Dach umgesetzt werden können.

Erkenntnis: Auch bei uns in Deutschland haben sich viele Unternehmen das Wort „Innovation“ in ihre Unternehmensleitsätze geschrieben, aber nur sehr wenige gehen den nächsten Schritt und passen auch ihre Organisationsstruktur darauf an. Mittelfristig ein klarer Wettbewerbsnachteil.

Aufbau von unterschiedlichen Unternehmenskulturen

Technologieunternehmen wie Google sind nur dann auf Dauer erfolgreich, wenn Sie eine innovations- und entwicklungsgetriebene Unternehmenskultur, sowie die passende Geschäftsstrategie umsetzen. Bei Google benötigt beispielsweise ein etablierter Geschäftsbereich wie Adwords eine eher klassische Unternehmensstrategie, die auf die Optimierung des bestehenden Geschäftsmodells ausgerichtet ist, während neue Produkte wie das Google-Auto eher die Faktoren Vision und Geschwindigkeit in den Fokus setzen. Durch die Ausgliederung in einzelne Unternehmen bekommen die Produktbereiche wieder mehr Freiraum für die Entwicklung einer eigenen Kultur und die Optimierung der Strategie.

Erkenntnis: Die Unternehmenskultur ist mittlerweile ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Die Frage nach der kulturellen Passung zur Geschäftsstrategie wird allerdings nur von wenigen Unternehmen beachtet, obwohl es mittlerweile exzellente Methoden gibt, diese Kultur messbar zu machen. 

Google wird noch attraktiver für Talente

Bereits heute zieht Google weltweit die größten Talente an und steht auf den Wunschlisten der Hochschulabsolventen an der ersten Stelle. Doch in den letzten Jahren zeigte sich auch ein Nachteil der Konzernstruktur: High Potentials, die Karriere innerhalb von Google gemacht haben wurden zunehmend von anderen Technologieunternehmen abgeworben oder gründeten gleich ihr eigenes Start-Up, da sie bei Google keine weiteren Aufstiegsmöglichkeiten mehr gesehen haben. Mit der Ernennung des 43-jährigen Sundar Pichai zum neuen CEO der Google-Suche sendet Page ein Signal: Junge Talente sollen auch in Google die Chance haben, in leitende Managementfunktionen zu kommen. Pichai wurde schon lange als Kandidat für den Chefposten anderer großer Internetunternehmen gehandelt. Nun ist Google einem möglichen Wechsel des Talents zuvorgekommen.

Erkenntnis: Nicht nur die demographische Entwicklung in Deutschland sorgt für eine zunehmende Konkurrenz um leistungsfähige Talente. Gegenüber großen Namen können Unternehmen nur punkten wenn Sie mehr zu bieten haben in den Punkten Flexibilität, Freiräume und Unternehmenskultur. Finanzielle Anreize sind längst nicht mehr ausschlaggebend. Hier können z.B. Mittelständler durchaus ihre fehlenden Markenpräsenz durch eine innovative Arbeitskultur wettmachen.

Was Alphabet für andere Unternehmen bedeutet

Die Neuorganisation von Google sollte ein Weckruf für alle Unternehmen sein. Die Ausgliederung der Geschäftsbereiche Health und Life Science wird Auswirkungen auf andere Unternehmen dieser Branchen haben, die die aktuelle Dominanz von Google bei Suchmaschinen um ein Vielfaches übersteigen. Auch die Unternehmen der Telekommunikationsindustrie werden in Gefahr geraten wenn Google Projekte wie Fiberund Loonskalieren kann.

Eine Unternehmensstruktur die eine innovations- und mitarbeiterorientierte Kultur schafft ist nicht erst seit der Geburt von Alphabet ein wichtiges Zukunftsthema. Durch den Schritt von Google sollte es allerdings für viele Branchen ersten Platz der To-Do-Liste rutschen.

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