Wenn ich in Seminaren die Frage nach bekannten Kreativitätstechniken stelle, kann ich mir nahezu sicher sein, dass jemand „Brainstorming“ nennt. Die Methode hat sich in vielen Unternehmen als Instrument erster Wahl etabliert wenn es darum geht Ideen zu entwickeln.
Nun bedeutet das aber nicht zwangsläufig, dass Brainstorming auch die beste Methode zur Ideenfindung ist und noch weniger dass es immer gute Ergebnisse liefert. Vielmehr herrscht oft Frust über zu wenige oder langweilige Idee und die gewünschten großartigen Innovationen bleiben aus. Woran liegt das?
Zum einen wird Brainstorming häufig einfach nur falsch eingesetzt. Jetzt werden Sie vielleicht denken: „Wie soll ich das denn falsch einsetzen wenn es nur darum geht, dass jeder seine Ideen in den Raum wirft“ Nun, schauen wir uns mal die typischen Fehler an:
Die richtige Anwendung:
Alex F.Osborn, der als Erfinder der Methode gilt hat bereits Mitte des letzten Jahrhundert (ja, so lange gibt es die Technik schon) Regeln aufgestellt, nach denen Brainstorming durchgeführt werden soll. Diese lauten:
- Übe keine Kritik!
- Je mehr Ideen, desto besser!
- Ergänze und verbessere bereits vorhandene Ideen!
- Je ungewöhnlicher die Idee, desto besser!
Osborn hat schon darauf hingewiesen, dass die Phasen Ideenfindung und Ideenbewertung strikt voneinander zu trennen sind. Der Moderator (ohne diesen wird es im Brainstorming schwierig) hat daher die klare Aufgabe, alle kritischen Stimmen der Teilnehmer (auch die nonverbal geäusserten Laute wie ein verächtliches Schnauben bei der Idee des Kollegen) während der Ideensammlung zu unterbinden. Allein die Beachtung dieser Regel macht ein Brainstorming also schon deutlich erfolgreicher.
Wenn Brainstorming nicht funktioniert
Mittlerweile gibt es eine Reihe von Untersuchungen (und auch persönliche Erfahrungen von mir) darüber, dass Brainstorming in vielen Situationen nicht die gewünschten Ergebnisse liefert. Die Gründe dafür sind zahlreich:
- die Aufgabenstellung ist schwammig formuliert, es gibt kein klares Ziel
- das Brainstorming findet unter Druck statt („Wir brauchen heute noch gute Ideen“)
- jemand hat die persönliche Überzeugung, dass die Methode nicht funktioniert („ich bin nicht kreativ, das ist nichts für mich“)
- introvertierte Menschen neigen dazu Ideen erst einmal für sich zu behalten, diese Ideen gelangen nicht in den Brainstorming-Prozess
- die Teilnehmer haben die Erfahrung gemacht, dass die Gruppe gar kein Mandat zur Ideenfindung hat („wir können noch so gute Ideen haben, die werden eh nicht umgesetzt“)
Alle diese Dinge führen dazu, dass nicht die Ergebnisse produziert werden, die sich die Gruppe wünscht.
Davon abgesehen bezweifeln aber auch immer mehr Untersuchungen die Wirksamkeit von klassischem Brainstorming. Bereits 2005 hat die Zeitschrift Bild der Wissenschaft nach der Auswertung von über 50 Studien beschrieben, dass Brainstorming in der Gruppe keine besseren Ergebnisse bringt als das Schreiben von Ideen durch einzelne Personen, die unabhängig von einer Gruppe sind. Vor allem bei ungeübten Gruppen (z.B. Menschen die nicht täglich kreative Höchstleistungen bringen müssen) liefert die Methode häufig nur magere Ergebnisse.
Alternativen zum Brainstorming
Trotzdem braucht niemand den Kopf in den Sand zu stecken. Es gibt eine Vielzahl von anderen Kreativitätsmethoden, die eine gute Ideenfindung ermöglichen. Eine abgewandelte Form des Brainstormings ist z.B. die Kopfstandtechnik, bei der ich die Fragestellung einfach umdrehe und dadurch den Kopf für andere Ideen freimache. Unsere Innovation Coaches erzielen damit regelmäßig spannende Ergebnisse.
Noch besser: Sie sorgen für einen regelmäßigen Einsatz von Brainstorming in Ihrem Team. Die Studien haben nämlich auch ergeben, daß Brainstorming sehr wohl exzellente Ergebnisse liefern kann – wenn ich es regelmäßig und richtig einsetze und dadurch das Querdenken im Team zum Standard wird.